18 Oktober 2007

Artikel in der Linkszeitung

Für Schulspeisungen fehlt das Geld in Nicaragua PDF Drucken E-Mail
Dienstag, 9. Oktober 2007
Ohne Essen geht
das Lernen nicht


Von unserem Korrespondenten Timm B. Schützhofer


nicaragua_schulessen01
Mittagessen in einer nicaragua-
nischen Schule.
Foto:
Tagesschule Bungertwies
Managua (LiZ). Wie Nicaraguas Bildungsminister Miguel de Castilla bekannt gab, fehlen weiterhin 2,9 Millionen US-Dollar für ein landesweites Schulspeisungs- programm. Der Minister erklärte, dass bereits eingeplante Mittel nun für Reparaturen an den durch den Hurrikan Felix zerstörten Schulen an der Atlantikküste eingesetzt wurden. Der Minister selbst ist sich der Konsequenzen bewusst: „Die Ernährung in den Schulen zu unterlassen, würde das Schulsystem aushöhlen, denn eine große Zahl von Kindern auf dem Land und sogar in Managua gehen in erster Linie zur Schule um zu essen und erst in zweiter Linie zum Lernen; dieses Land ist sehr traurig.“

Ob Geld für die Schulspeisungen vorhanden ist, ist nach Ansicht des Ökonomen Adolfo Acevedo Vogl von der globalisierungskritischen Bewegung Coordinadora Civil eine Frage der Prioritäten. Die Devisenreserven der nicaraguanischen Zentralbank betragen inzwischen 1034 Millionen US-Dollar. Um die Schulspeisungen zu finanzieren, bräuchte man demzufolge lediglich 0,28 Prozent der Devisenreserven - eine kaum spürbare Senkung für ein elementares Programm zum Wohl tausender Kinder.

Im Parlament kommt derweil Bewegung in die Frage der Finanzierung. Nachdem es bisher nach einer Ablehnung des Regierungsvorschlags zur Erhöhung der Tabak- und Alkoholsteuer ausgesehen hatte, um damit das Ernährungsprogramm zu finanzieren, überdenken nun die liberal- konservativen Fraktionen von PLC und ALN-PC ihre Position. Zuor hatten sie den Vorschlag der sandinistischen Regierung wohl vor allem deshalb abgelehnt, weil Carlos Pellas gegen die Steuererhöhungen protestiert hatte. Carlos Pellas ist der reichste Nicaraguaner und der größte Produzent alkoholischer Getränke des Landes.