| Timm Schützhofer (links) und Gerhard Ulrich zu Besuch bei einer durch das Projekt begünstigten Familie. Foto: p | Bedrückende Armut und Kinderarbeit Timm Schützhofer absolviert seit Juli seinen Zivildienst in Nicaragua: Offenbacher plant Brunnen und den Gemüseanbau Offenbach (siw) -Was tun, wenn das Wasser nicht einfach aus dem Hahn fließt? Wie geht es weiter, wenn wieder einmal der Strom ausfällt? Vieles, das hierzulande selbstverständlich ist und verlässlich funktioniert, ist in anderen Teilen der Welt oft ganz anders. Das erlebt der junge Offenbacher Timm Schützhofer gerade in Nicaragua. Im Frühsommer hatte er sein Abitur in der Tasche, seit 5. Juli lebt der ehemalige Rudolf-Koch-Schüler in Nicaragua bei einem Lehrerehepaar. Man wohnt in der "Kolonie der Lehrersolidarität", die in den 80ern mit Schweizer Hilfe gebaut wurde. Der junge Mann ist Mitglied des Offenbacher Partnerschaftsvereins Para Nicaragua (Panic), der sich seit Jahren in Rivas engagiert, und absolviert derzeit den so genannten Anderen Dienst im Ausland (ADiA). Jetzt beschäftigt er sich mit Fragen der Wasserversorgung, plant neue Brunnen und organisiert den Gemüseanbau in La Chocolata, einem Vorort von Offenbachs Partnerstadt. Timm Schützhofer ist familiär vorbelastet: Vater Rolf war 1985 Mitbegründer von Panic und lange als Kassenwart tätig. Timm Schützhofers Bruder Nico war von 2001 bis 2002 ebenfalls in Nicaragua und engagierte sich für die Städtefreundschaft Frankfurt-Granada in Granada. Der Offenbacher selbst hat sich aus verschiedenen Gründen dafür entschieden, seinen Zivildienst in Nicaragua zu machen. Mit der Geschichte, der Kultur und der politischen und sozialen Situation des mittelamerikanischen Landes hat er sich schon länger beschäftigt. Er konnte sich sicher sein, dass er in Rivas auf viele verschiedene Betätigungsfelder stoßen würde. Schließlich ist Nicaragua eines der ärmsten Länder der Welt und es gibt einen riesigen Bedarf an Hilfe. Begeistert ist Schützhofer nach wie vor von der wunderbaren Landschaft, mit Bergen im Norden, schönen fast unberührten Stränden an der Pazifikküste und dem Nicaraguasee mit der Insel Ometepe. Die Menschen seien meist sehr freundlich und herzlich, schnell komme man ins Gespräch, berichtet er: "Bedrückend ist für mich immer noch die oft extreme Armut und die Kinderarbeit, die man vor allem auf den Märkten und in den Bussen sieht. Hier werden Erfrischungsgetränke und kleine Snacks oft schon von unter Zehnjährigen verkauft." Schwierig findet es der Zivildienstleistende, dass die meisten Nicaraguaner notorisch zu spät kommen, dass Verabredungen oft nicht eingehalten werden: "Noch dazu fällt ständig der Strom aus, wodurch vieles einfach deutlich länger dauert als in Deutschland. Wenn der Strom ausfällt, fällt auch meistens bald das Wasser aus. Wenn es Wasser gibt, wird es in Eimern gesammelt." Das billigste Essen in Nicaragua sind Reis und Bohnen. "Gallo pinto" wird in vielen Familien fast ausschließlich gegessen - morgens, mittags, abends - und auch für diese drei Mahlzeiten reicht es nicht jeden Tag. In Nicaragua sind rund 1,5 Millionen Menschen unterernährt. Dies entspricht 27 Prozent der Bevölkerung. Als Gerhard Ullrich von Para Nicaragua im Frühjahr 2006 nach Nicaragua aufbrach, hatte er sich zum Ziel gesetzt, mit Familien in der ländlichen Gemeinde La Chocolata Gemüsegärten anzulegen. Die Menschen reagierten zunächst skeptisch auf das Projekt. Doch nach wenigen Monaten waren die ersten Ergebnisse zu sehen: Gurken, Tomaten, Chili, Paprika und andere Gemüsesorten konnten geerntet werden. Jetzt wuchs auch das Interesse der Menschen. Heute besitzen 22 Familien einen Gemüsegarten. Als nächstes sollen Brunnen gebaut werden, um die Wasserversorgung zu verbessern. Um die nächsten Schritte einleiten zu können, ist der Verein auf Spenden angewiesen. Das Geld kommt fast ausschließlich den Begünstigten in Nicaragua zu Gute, mit denen man direkt zusammenarbeitet. Die Verwaltungskosten betragen weniger als drei Prozent des Jahresetats: Para Nicaragua, Konto 84875, Sparkasse Offenbach, BLZ 50550020 |
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